Hämorrhoiden

Verfasst von Ulrike Schneider

Was sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden (griech.: haima= Blut, rhein= fließen) oder auch Hämorriden sind ein Gefäßpolster in der Analschleimhaut, der gemeinsam mit den Beckenbodenmuskeln den After verschließt und für die Stuhlkontinenz wesentlich mitverantwortlich ist.

Wie entsteht ein Hämorrhoidenleiden und wie kann es sich äußern?

Bleibt das Blut in den Hämorrhoiden gestaut, erweitern und vergrößern sich die Gefäße und verursachen Beschwerden, wie Brennen, Jucken oder Nässen im Analbereich, ein Fremdkörpergefühl und hellrotes Blut am Stuhl oder auf dem Toilettpapier.

Ursachen für die Entstehung eines Hämorrhoidenleidens können das vermehrte Pressen beim Stuhlgang (bei chronischer Verstopfung), regelmäßiges Heben und Tragen schwerer Lasten, eine Bindegewebsschwäche der Gefäßwände und eine Abflussbehinderung bei Sitzender Arbeit (Bewegungsmangel), Übergewicht Schwangerschaft (durch das Baby) sein.

Das Hämorrhoidenleiden wird in 4 Schweregrade eingeteilt.

Grad 1: ist die häufigste Form. Sie ist die mildeste Ausprägung, bei der die Gefäßerweiterung nur durch eine Spiegelung des Analkanals festgestellt werden kann.

Grad 2: hierbei wölben sich die Hämorrhoiden beim Pressen nach außen und ziehen sich von alleine wieder in den Analkanal zurück.

Grad 3: die Hämorrhoiden müssen mit dem Finger zurückgeschoben werden.

Grad 4: hier bleiben die Gefäße außerhalb des Afters und lassen sich nicht mehr zurück schieben.

Wie kann das Hämorrhoidenleiden behandelt werden?

Nur wenn Sie darüber sprechen und Sie sich Hilfe holen. Ansprechperson kann Ihr/e Haus:ärztin sein. Er/Sie schickt Sie je nach Schweregrad zu den passenden Experten wie einem/r Chirurg:in, Proktolog:in oder Gastroenterolog:in oder speziell geschulte Physiotherapeut:nnen.

Bei milden Formen und zur Prophylaxe steht die konservative Behandlung an erster Stelle.

  • Kein Pressen beim Stuhlgang. Setzen Sie sich auf die Toilette, stellen Sie beide Füße gut auf den Boden. Lassen Sie sich Zeit, um Ihr „Großes Geschäft zu verrichten“. Gut Ding braucht Weile.
  • Versuchen Sie zu erreichen, dass Ihr Stuhl weich und geformt ist, indem Sie regelmäßige Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung und ausreichend Flüssigkeitszufuhr (1,5 – 2 Liter auf den Tag verteilt) achten.
  • Entzündungshemmende Sitzbäder mit Kamille oder Eichenrinde bringen manchmal Erleichterung.
  • Ihr Arzt kann Ihnen schmerzstillende und entzündungshemmende Salben, Zäpfchen oder Analtampons verordnen.
  • In der Physiotherapie lernen sie eine aufrechte Körperhaltung und eine, die Beckenbodenmuskulatur aktivierende und Becken- und Bauchorgane stützende Arbeitshaltung einzunehmen (beim Tragen, Bücken…). So können Sie eine Druckerhöhung im Bauchraum reduzieren.
  • Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur unter Anleitung einer/s speziell geschulten Physiotherapeut:in verbessert die Kontinenz und entlastet die Gefäße.
  • Osteopathische Behandlungen können den Behandlungserfolg unterstützen und Beschwerden lindern. Vor allem in der Schwangerschaft können sie Erleichterung bringen. Über die Bauchdecke und durch die Scheide bzw. After werden Spannungen an Organen sowie ihren Aufhängungen und an Faszien gelöst.
  • Eine moderate Gewichtsreduktion wirkt sich positiv aus.
  • Die Chancen, dass sich das Hämorrhoidenleiden nicht verschlechtert und Sie zufrieden damit leben können, sind sehr hoch, wenn es Ihnen gelingt, die Ursachen zu reduzieren und Sie regelmäßig über 3-6 Monate Ihre Beckenbodenmuskeln stärken.

Bei höhergradigem Befund oder Komplikationen wie stärkere Blutungen oder nicht beeinflussbare Schmerzen müssen Sie das weitere Vorgehen und ev. eine endoskopische Behandlung oder Operation mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.

Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:

  • Planen Sie täglich Bewegung an der frischen Luft ein. Je nach Trainingszustand gehen Sie zum Beispiel ca. 20 Minuten spazieren.
  • Machen Sie morgens vor dem Aufstehen 5 Minuten Bauchmuskelübungen. z.B. in Rückenlage ein Bein aufstellen und mit dem anderen Bein Radfahrbewegungen in der Luft beschreiben. Nach einer Minute die Seite wechseln. Immer auf einen fließenden Atem achten.
  • Abends setzen Sie sich auf ein kühles Kirschkernsäckchen. Sie richten sich auf und spüren mit dem Afterbereich die Temperatur und Konsistenz des Säckchens. Stellen Sie sich vor, dass Sie mit dem Afterschließmuskel einige Kirschkerne aufpicken und auch wieder einzeln los lassen. Spannen Sie dabei auch den Afterschließmuskel an und entspannen ihn dann auch wieder ganz bewusst.

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Quellen:

¹ Herold A (2011) Hämorrhoiden. In: Brühl W, Herold A, Wienert V (Hrsg) Aktuelle Proktologie. 4.Aufl. UNI-MED Sience, Bremen

² Rivadeneira D, Steele S, Ternent C et al(2011) Practice parameters for the management of hemorrhoids (Revised 2010). Dis Colon Rectum 54:1059-1064

³ Joos AK, Herold A (2010) Hämorrhoidalleiden, Gastroenterologie 5:326-335

⁴ Allan A, Samad AJ, Mellon A, Marshall D (2006) Prospective randomised study of urgent haemorrhoidectomy compared with non-operative treatment in the management of prolapsed thrombosed internal haemorrhoids. Colorectal Dis 8:41-45

⁵ MacRae H, McLeod R (1995) Comparison of hemorrhoidal treatment modalities: a meta-analysis. Dis Colon Rectum 38: 687-694

⁶ Stelzner F, Staubesand J, Machleidt H (1962) Das corpus cavernosum recti- die Grundlage der inneren Haemorrhoiden. Langenbeck`s Arch Chir 299:302-312