Schwangerschaftsbegleitung und Geburtsvorbereitung

Verfasst von Andrea Tauch, Jasmin Klammer und Katharina Kühtreiber

Welchen Veränderungen ist eine Frau in der Schwangerschaft ausgesetzt?

Eine Schwangerschaft bringt für eine Frau viele körperliche, aber auch psychische und soziale Veränderungen mit sich.

Der weibliche Körper passt sich durch hormonelle Veränderungen daran an, dass zusätzlich zum eigenen Organismus auch das Baby versorgt werden muss. Diese Veränderungen betreffen sämtliche Organsysteme wie unter anderem den Kreislauf, den Stoffwechsel und die Atmung.

Welche häufigen Symptome können während der Schwangerschaft auftreten?

Durch viele körperliche Veränderungen während der Schwangerschaft kann der weibliche Körper individuell mit verschiedensten Symptomen reagieren.

Zu den häufigsten Beschwerden zählen neben Rücken- und Beckengürtelschmerzen Übelkeit, Sodbrennen, Verdauungsprobleme, Schwellungen (Ödeme), Kopfschmerzen, Schlafstörungen und Vieles mehr.

Wie ist der natürliche Geburtsverlauf?

Jede Geburt erfordert ein komplexes Zusammenspiel von anatomischen und physiologischen Abläufen von Seiten der Mutter und des Kindes. Bei einem normalen Geburtsverlauf arbeiten Mutter und Kind optimal zusammen. Die Mutter macht durch Wehentätigkeit den Geburtsweg für ihr Kind frei und das Baby passt sich durch Haltungsveränderungen dem Geburtskanal an damit es ihn passieren kann. Dabei ist es hilfreich, wenn die knöchernen, muskulären sowie bindegewebigen Strukturen der Mutter frei von Blockaden sind und das Baby eine gute Lage als Startposition für die Geburt hat. Außerdem hilft eine möglichst angstfreie und entspannte Einstellung zur Geburt den Geburtsprozess gut zu meistern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Spezialisierte Physiotherapeut:innen und Osteopath:innen helfen dabei, der schwangeren Frau bei den Anpassungsvorgängen Unterstützung zu bieten. Ziel ist dabei, Beschwerden zu minimieren und somit die tägliche Lebensqualität zu steigern.

  • Je nach Beschwerden und Befund werden Gelenke, Muskulatur, Bänder, Organsysteme oder auch das Nervensystem harmonisiert.
  • Bei Fehllage des Ungeborenen (z.B. Beckenendlage) ist Osteopathie hilfreich, damit es die Möglichkeit hat, sich in die richtige Position zu drehen und tiefer ins Becken einzutreten.
  • Geburtsvorbereitend wird ein großes Augenmerk auf die Freiheit der am Geburtsprozess beteiligten Strukturen wie dem Beckenboden und dem Becken gelegt. Auch alle anderen Bereiche und Systeme, die Unterstützung brauchen, werden ausgeglichen und die Einheit von Mutter und Kind gefördert.

In Studien zeigt sich der positive Einfluss von osteopathischen Behandlungen während der Schwangerschaft auf schwangerschaftsspezifische Symptome und auf die Geburt.

Die Frau wird dabei unterstützt und angeleitet, auch selbständig für ihr Wohlbefinden zu sorgen. Dazu dienen aktive Übungen und angepasstes Training in der Schwangerschaft, Entspannungstechniken, Visualisierungen, Dammmassagen und weitere Maßnahmen.

Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:

  • Tiefe Atmung: Legen Sie Ihre Hände rechts und links auf den Rippenbogen. Nehmen Sie dort Ihre Atembewegung wahr. Nun versuchen Sie noch tiefer in Richtung Ihrer Hände hin zu atmen. Nach ein paar tiefen Atemzügen legen Sie Ihre Hand auf Ihren Unterbauch zu Ihrem Baby. Beim Einatmen schicken Sie die Atemwelle zu Ihren Händen und Ihrem Kind. Danach atmen Sie entspannt wieder aus. Sie können hierbei die Sekunden mitzählen, in denen Sie flüssig und leicht einatmen können um anschließend die Luft während der Ausatmung doppelt so lange wieder ausströmen zu lassen. Wenn es Ihnen dabei gut geht und die Atmung dabei harmonisch bleibt, können Sie diesen Atemrhythmus allmählich auf mehrere Sekunden ausdehnen.
  • Beckenbodenspannung und -entspannung: Stellen Sie sich vor, Sie legen einen kleinen Ball (kleiner als ein Tischtennisball) in Ihre Scheide. Während des Ausatmens versuchen Sie den Ball leicht zusammenzudrücken und innerlich in sich hoch zu ziehen. Dabei spüren Sie, dass sich ihr Beckenboden und Unterbauch anspannt. Sie können dabei auch versuchen zusätzlich Harnröhre und After zu verschließen. Mit dieser Grundspannung können Sie sich vorstellen, dass Sie Ihr Baby und Ihre Organe von unten wie eine gespannte Hängematte stützen. Beim Einatmen lösen Sie die Spannung wieder zur Gänze. Versuchen Sie dabei sich vorzustellen, dass der Beckenboden ganz entspannt, weit und weich wird, was schon eine gute Vorübung für die Geburt ist. Wenn dies gut möglich ist, kann die Übung auf mehrere Atemzüge ausgedehnt werden.

Ernährung in der Schwangerschaft und Geburtsvorbereitung:

Der Energiebedarf steigt im Verlauf der Schwangerschaft nur leicht an. Der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen ist erheblich gesteigert, deshalb sollten Schwangere besonders auf die Qualität ihrer Ernährung achten.

Folgende Empfehlungen können gegeben werden:

  • Täglich 1,5 – 2 Liter zuckerfreie Flüssigkeit
  • pro Tag 5 Portionen Gemüse und Obst (2 Portionen Obst, 3 Portionen Gemüse) eine Portion ist das Volumen der eigenen Faust
  • zu jeder Hauptmahlzeit Getreideprodukte, bevorzugt als Vollkorn, oder fettarm zubereitete Kartoffeln
  • pro Tag mindestens 3 Portionen Milch(-produkte)
  • pro Woche 3 bis 4 Portionen mageres Fleisch oder magere Wurst/Fleischerzeugnisse
  • pro Woche 2 Portionen Fisch (vor allem Meeresfisch, mindestens 1 x davon fettreicher Fisch, zB. Hering, Makrele, Lachs)
  • bevorzugt Pflanzenöle verwenden: pro Tag mindestens 2 Esslöffel Pflanzenöl (zur Zubereitung von Speisen)
  • pro Tag maximal 1 bis 2 Esslöffel „feste“ Fette (als Streichfett für Brot oder zur Zubereitung von Speisen)
  • Alkohol meiden. Am sichersten ist es, in der Schwangerschaft keinen Alkohol zu trinken.
  • Koffeinhaltige Getränke nur in moderaten Mengen trinken. Bis zu 3 Tassen Kaffee pro Tag werden als unbedenklich angesehen. -Vom Konsum koffeinhaltiger Energy Drinks in der Schwangerschaft wird abgeraten.

Bei einer veganen Ernährung sind immer eine spezielle medizinische Beratung und die Einnahme von Mikronährstoffsupplementen notwendig.

Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollten zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung ein Supplement mit Folsäure/Methylfolat (mindestens 400 µg/Tag) einnehmen. In der Schwangerschaft soll die Einnahme mindestens bis zum Ende des ersten Schwangerschaftsdrittels fortgesetzt werden.

Vor und in der Schwangerschaft sollte auf eine ausreichende Jodzufuhr geachtet werden. Empfehlenswert sind die Verwendung von jodiertem Speisesalz, der Verzehr von Meeresfisch 2 x pro Woche sowie der regelmäßige Verzehr von Milch und Milchprodukten.

Schwangere sollten auf eine ausreichende Zufuhr von Eisen mit der Ernährung achten. Der mögliche Bedarf einer Eisensupplementation ist individuell medizinisch abzuklären.

Schwangere sollten keine rohen tierischen Lebensmittel essen. Dazu zählen rohes oder nicht durchgebratenes Fleisch, Rohwurst (z.B. Salami), roher Fisch, Rohmilch, rohe Eier sowie daraus hergestellte, nicht ausreichend erhitzte Speisen und Produkte. Auch Weichkäse und Räucherfisch sollten gemieden werden. Obst, Gemüse und Salate sollen vor dem Verzehr gründlich gewaschen, frisch zubereitet und bald verzehrt werden. Vorbereitete, abgepackte Salate sollten Schwangere nicht verzehren. Mit Erde behaftete Lebensmittel, z. B. Karotten oder Kartoffeln, sind getrennt von anderen Lebensmitteln aufzubewahren und vor der Verwendung gründlich zu waschen.

Die Gewichtszunahme in der Schwangerschaft liegt für normalgewichtige Frauen zwischen etwa 10 und 16 kg. Unsere Expert:innen unterstützen Sie bei Ihrem individuellen Anliegen:

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