Schmerzen beim Geschlechtsverkehr - Wenn die Lust zum Frust wird

Verfasst von Petra Höckner

Was ist der erste Schritt, wenn Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten?

Der erste Weg ist die gynäkologische Abklärung, um die Ursache zu finden und eventuell gleich zu behandeln. Je nach Art und Lokalisation der Schmerzen, kommen viele Ursachen in Frage. Mögliche Ursachen können sein: Pilzinfektionen, Entzündungen, Veränderungen der Scheidenflora (Menopause), Senkungen, nervenbedingte Schmerzen, Hämorrhoiden, ein überaktiver oder verspannter Beckenboden uvm. Eine sehr häufige Ursache ist ein verspannter Beckenboden.

Wodurch entsteht ein verspannter Beckenboden?

  • Häufiges, langes Zurückhalten bei Harndrang
  • Übermäßiges Beckenboden-Krafttraining ohne Entspannung
  • Häufige Harnwegsinfekte
  • Atemfunktionsstörungen (Zusammenspiel Zwerchfell-Beckenboden)
  • Traumatische sexuelle Erfahrungen
  • Beschwerden in Wirbelsäule, Steißbein
  • Kieferbeschwerden
  • Allgemein hohes Stresslevel

Welche Funktion hat der Beckenboden beim Geschlechtsverkehr?

  • Aufbau und Aufrechterhaltung von Erektion (Anschwellen der Schamlippen und Klitoris, feucht werden)
  • Harnröhrenverschluss
  • Orgasmusfähigkeit
  • Verengen und Weiten der Vagina

Welche physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

  • Manuelle Techniken am knöchernen Becken und Wirbelsäule, um Beweglichkeit zu verbessern – Einfluss auf Nervensignalaktivität und Durchblutung
  • Interne (vaginale und rektale) und externe Techniken, um die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen
  • Viszerale Techniken um das Organsystem und deren Aufhängung zu entspannen
  • Entspannungstraining
  • Beckenbodentraining um die Entspannung zu fördern und die normale Spannung wiederherzustellen
  • Atemtechniken

Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:

Tiefe Atmung:

Legen Sie sich entspannt auf den Rücken und legen die Hände auf den Unterbauch. Stellen Sie sich vor, sie haben einen Luftballon in Ihrem Unterbauch. Der Luftballon dehnt sich bei der Einatmung in alle Richtungen aus und zieht sich bei der Ausatmung wieder zurück. Versuchen sie mit jedem Atemzug den Luftballon etwas größer aufzublasen, ohne dabei Spannung aufzubauen. Der Luftballon füllt sich gefühlt ganz von alleine. Führen Sie die Übung mehrmals am Tag durch, auch im Sitzen oder Stehen.

Beckenbodenspannung und -entspannung:

Sie sitzen aufrecht auf Ihren Sitzbeinhöckern. Stellen Sie sich vor, sie haben eine Seerosenblüte zwischen den Sitzbeinhöckern. Versuchen Sie, die Seerosenblüte etwas zu schließen, indem Sie Ihren Beckenboden anspannen. Wenn Sie nach ein paar Sekunden Spannung wieder loslassen, öffnet die Seerosenblüte wieder, bis zu ihrer „normalen Spannung“. Stellen Sie sich nun vor, Sie können die Seerosenblüte noch ein Stück weiter öffnen, sodass die Blütenblätter sanft auf der Wasseroberfläche zum Liegen kommen. Achten Sie dabei, dass Sie die Blütenblätter nicht unter Wasser zu drücken. Wiederholen Sie diese Übung 5 Mal hintereinander.

Unsere Expert:innen unterstützen Sie bei Ihrem individuellen Anliegen:

Zur Expert:innensuche Quellen:

Antje Hüter-Becker und Mechthild Dölken „Physiotherapie in der Gynäkologie, 2. Auflage“ Manuela Ganglbauer, MSPhT „Skriptum Beckenboden Basiskurs Frau“ (2018)