Narbenbehandlung
Verfasst von Clara Edler
Wie erfolgt die Wundheilung?
Die Heilung einer Verletzung und der daraus resultierenden Narbe wird in drei Phasen unterteilt:
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Entzündungsphase
Diese dauert von der Entstehung der Wunde ca. fünf Tage an. Hier geht es vorrangig um einen provisorischen Wundverschluss und um eine Analyse durch den Körper, welches Gewebe verletzt wurde, was wiederum wichtig für die darauffolgenden Phasen ist.
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Proliferationsphase
Hier wird das vorab erstellte Provisorium durch Einsprießen von Kollagen stabilisiert, die Wundränder wachsen zusammen, die Narbe beginnt zu verblassen. Nach ca. 21 Tagen ist diese Phase abgeschlossen.
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Remodellierungsphase
Dies ist die längste Phase und dauert 300 – 500 Tage. Das Gewebe wird in dieser Phase auf die für das Gewebe entsprechenden Belastungen spezialisiert und vom Körper dahingehend umgebaut.
Wie kann sich eine Narbe auf den restlichen Körper auswirken?
Jeder Heilungsprozess nach einer Gewebsschädigung hinterlässt Adhäsionen (Verklebungen) zwischen den vielschichtigen Systemen der betroffenen Körperregion und kann zu Funktionseinschränkungen auf motorischer, sensorischer und/oder vaskulärer Ebene führen.
Hier wird oft von Funktionsketten gesprochen, welche den komplexen Zusammenhang zwischen einzelnen Körperregionen darstellen. Diese können von einer lokalen Quelle über das Fasziengewebe in den Gesamtorganismus weitergeleitet werden. So kann es z.B. zu Schmerzen in der Wirbelsäule, der Hüfte oder zu Störungen der Verdauung kommen, ausgelöst durch die Verklebung der Narbe im Bereich des Beckens.
Wunde ist der deutsche Begriff für das griechische Wort Trauma. In der Praxis kann es beim Lösen von körperlichen Narben zu emotionalen Reaktionen kommen, die in Verbindung mit der Narbe und dem dazugehörigen Trauma gespeichert sind.
Wann kann mit der Narbenbehandlung begonnen werden?
Eine Narbe kann von Beginn an mit der entsprechenden Intensität unter Einhaltung der Wundheilungsphasen behandelt werden. Dies ist auch für die Heilung wichtig, denn jedes Gewebe braucht spezifische Reize, um das Narbengewebe entsprechend umzubauen und zu stabilisieren.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
- Spezialisierte Physiotherapeut:innen und Osteopath:innen können Funktionsketten erkennen und diese gezielt mit Faszien- und viszeralen Techniken behandeln.
- Die Narbenmassage ist die bekannteste Form der Narbenbehandlung. Hier gibt es verschiedene Techniken – je nach Stand der Wundheilung – mit dem Ziel der Mobilisation, der Förderung des Lymphabflusses sowie der Durchblutung und der Tonusregulation im Sinne einer Entspannung.
- Lokale Narbenmobilisation mit manuellen Techniken durch speziell geschulte Physiotherapeut:innen und Osteopath:innen
- Lymphdrainage
- Energetische Narbenbehandlung in der Alternativmedizin
- Geräte und instrumentengestützte Maßnahmen wie z.B. das Anlegen von Narbentapes, Behandlungen mit Hilfe eines Narbenstiftes, Rollen, Bürsten oder Laser.
- Eigenbehandlung im Zuge der Körperhygiene, mit Bürsten oder manuellen Techniken die zuvor in der Therapie von einem Physiotherapeuten oder Osteopathen geschult wurden.
Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:
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Eigenbehandlung bei frischen Narben: Bereits in der Entzündungsphase ist es wichtig, sich mit seiner eigenen Narbe zu befassen. Legen Sie Ihre Hand vorsichtig auf die Narbe, nehmen Sie Kontakt auf und versuchen Sie zur Narbe hin zu atmen. Betrachten Sie auch Ihre Narbe – hier kann es eventuell nötig sein, einen Spiegel zur Hand zu nehmen. Keine Scheu, es ist Ihr Körper!
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Eigenbehandlung ab Mitte Proliferationsphase: Integrieren Sie Ihre Narbe bewusst in Ihre tägliche Körperhygiene. Seifen Sie sie sorgsam ein, trocknen Sie die Narbe bewusst ab und regen somit die Durchblutung an und massieren Sie die Narbe anschließend sanft mit einer Creme ein (bei vaginalen Verletzungen hier auf entsprechende Produkte achten).
Unsere Expert:innen unterstützen Sie bei Ihrem individuellen Anliegen:
Quellen:
Nils E. Bringeland, David Boeger (2017, Urban & Fischer). Narbentherapie – Wundheilungs- und Faszienorientierte Therapieansätze
Harald Bant, Hans-Josef Haas, Martin Ophey, Mike Steverding (2011, Thieme Verlag). Sportphysiotherapie
Michaela Liedler (2018). Influence of postoperative adhesion after caesarean section on chronic lower back pain – a pilot study, Dissertation, Wiener Schule für Osteopathie, 2018