Levator Avulsion

Verfasst von Olivia Schmidjell und Susanne Riedl

Was ist eine Levator Avulsion?

„Die Levator Avulsion ist eine mögliche Geburtsverletzung (ausschließlich bei vaginalen Geburten), bei der es zu einem Ausriss bzw. Teilausriss des M. levator ani vorne am Schambein kommt. Bei bis zu 30% aller erstgebärenden Frauen kann laut Studienergebnissen eine Levator Avulsion festgestellt werden.“ ¹

Was ist der Musculus levator ani?

Der M. levator ani ist ein wichtiger Bestandteil des Beckenbodens. Er besteht aus 3 Anteilen (M. puborectalis, M.pubococcygeus und M.iliococcygeus).

„Neben der Trag– und Haltefunktion für die Beckeneingeweide unterstützt der M. levator ani den Verschluss des Analkanals. Die vorderen Muskelfasern bilden ein „Tor“ für den Durchtritt von Harnröhre, Vagina und Rektum.“ ²

Wie wird eine Levator Avulsion diagnostiziert?

„Häufig bleibt diese Art der Geburtsverletzung unerkannt.“ ³

Dabei kann die Levator Avulsion mittels vaginaler Tastuntersuchung von geschulten Ärzt:innen/Physiotherapeut:innen/ Osteopath:innen festgestellt werden. Die Tastuntersuchung erfolgt vaginal durch Kontrolle des Ursprungsgebiets des Muskels auf seiner rechten und linken Anhaftstelle, diese sollte beidseits gleichmäßig zu tasten sein. Dann wird mittels Anspannen des Beckenbodens begutachtet, ob der Muskel auf beiden Seiten gleich zu tasten ist. Ein weiteres Indiz für eine Verletzung des Muskels ist eine Grube im Verlauf vom Levator ani.

„Weiters werden 3D- und 4D Ultraschall bzw. MRT zur Diagnostik herangezogen.“ ⁴

Dies ist ausschließlich in speziellen Einrichtungen wie diversen Spitälern mit eigenen Ultraschallgeräten möglich.

Was sind mögliche Risikofaktoren für eine Levator Avulsion?

  • Vaginale Entbindung
  • Höheres Alter der Frau
  • Geringerer BMI
  • lange Austreibungsphase
  • Großer Kopfumfang des Babys
  • Hohes Geburtsgewicht des Babys
  • Zangen-Entbindungen⁵

Die Erfahrung zeigt, dass vor allem ungünstige Gebärpositionen einen hohen Einfluss auf Geburtsverletzungen haben bzw. bei erhöhter Bauchdruckerhöhung durch den sogenannten Cristellerhandgriff. Auch die Position des kindlichen Köpfchens (wenn ein Baby z.B. das Köpfchen in Streckhaltung hat und damit im Vergleich zur gebeugten Kopfhaltung den Kopfumfang erheblich vergrößert) trägt zu einem erhöhten Verletzungsrisiko bei.

Was sind mögliche Spätfolgen einer Levator Avulsion?

Aufgrund der einseitig reduzierten Anspannungsfähigkeit des M. levator ani kann es zu einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur kommen.

„Weiters ist die Levator Avulsion der derzeit eindeutigste Faktor für die Entwicklung einer Blasensenkung und eines Gebärmuttervorfalls.“ ⁶

Weiters sind narbenbedingte Symptome wie Schmerzen, Druckgefühl, Zug nach unten, ausstrahlende Symptomatiken, schmerzbedingter Libidoverlust, schmerzhafter Geschlechtsverkehr und Asymmetrien zu berichten.

Welche Behandlungsmethoden gibt es?

  • Training der Beckenbodenmuskulatur und Kräftigung/ Koordination der umliegenden Muskulatur
  • Pessar- Therapie
  • Management von Stress und beckenbodenbelastenden Aktivitäten
  • Narbenbehandlung und ein Unterstützen der Faserausrichtung durch manuelle Techniken von einer/einem geschulten Physiotherapeut:in oder Osteopath:in können bei der Wundheilung sehr hilfreich sein und somit die Lebensqualität erheblich verbessern.

Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:

Atemübungen:

Nehmen Sie eine gemütliche Ausgangsposition ein. Nehmen Sie Ihre Atembewegung wahr und lenken Sie bei tiefen Atemzügen den Fokus auf die verletze Seite.

Kräftigung der umliegenden Muskulatur:

Legen Sie sich in Seitenlage (die verletzte Seite ist oben). Ihre Beine sind leicht angewinkelt. Die Füße bleiben aufeinander liegen und halten dabei ständig Kontakt. Bei der Ausatmung heben Sie das obere Knie ab, bei der Einatmung senken Sie es wieder.

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Quellen:

¹ https://de.wikipedia.org/wiki/Musculus_levator_ani

² https://www.pschyrembel.de/Musculus%20levator%20ani/K17GE

³ Dietz, H.P. (2012).Clinical consequences of levator trauma. Ultrasound Obstetrics Gynecology; 39: 367-371

⁴ Dietz, H.P. (2013). Australian and New Zealand Journal of Obstetrics and Gynaecology; 53: 220–230

⁵ Caudwell-Hall, J. Kamisan Atan, I. (2014). Can pelvic floor trauma be predicted antenatally? Ultrasound in Obstetrics & Gynecology; 44: 62–180.

5 Dietz, H.P. Shek, K.(2010).BJOG An International Journal of Obstetrics & Gynaecology 117(12):1485-92

https://www.sydneypelvicfloorhealth.com/beckenboden-trauma