Harninkontinenz

Verfasst von Andrea Hofbauer, Nina Schweighofer, Jasmin Klammer und Katharina Kühtreiber

Was ist Harninkontinenz?

Harninkontinenz bezeichnet den unfreiwilligen Verlust von Harn, der verschiedenste Ursachen haben kann. Ort und Zeitpunkt des Harnabgangs können nicht willkürlich festgelegt werden und Betroffene haben eine unterschiedlich starke Einschränkung der Lebensqualität. „In Österreich sind etwa 850.000 Frauen und Männer von einer Harninkontinenz betroffen, d.h. etwa jede/r zehnte Einwohner:in. Bei Frauen tritt dieses Leiden weitaus häufiger auf.“¹

Was sind die häufigsten Formen der Harninkontinenz?

  • Die Belastungsinkontinenz (BIC oder Stressinkontinenz) bezeichnet einen Urinverlust unter körperlicher Belastung wie zum Beispiel beim Laufen, Springen, Husten, Niesen oder Lachen.

  • Als Dranginkontinenz (überaktive Blase, Reizblase, Urge-Inkontinenz) bezeichnet man einen plötzlich auftretenden, starken Harndrang der nicht zu kontrollieren ist. Der Harndrang tritt auch auf, wenn die Blase noch nicht vollständig gefüllt ist.

  • Eine Mischform der beiden oben genannten Formen wird als Mischinkontinenz bezeichnet.

Wodurch kann eine Harninkontinenz entstehen?

  • Schwangerschaft und Geburt
  • Leistungssport
  • Hormonelle Veränderungen (wie. z.B. Wechsel, Menopause)
  • Tumore
  • Medikamente
  • Übergewicht
  • Organsenkungen
  • Alter
  • Neurologische Erkrankungen

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Wie wird eine Inkontinenz behandelt?

  • Physiotherapeut:innen und Osteopath:innen machen eine individuelle Befunderhebung und eine darauf bezogene maßgeschneiderte Therapie, die aktive und passive Elemente beinhaltet: Beckenbodentraining, Allgemeines Krafttraining und Haltungsschulung, Alltagsverhalten

  • Es gibt verschiedenste Hilfsmittel, um den Alltag mit Harninkontinenz einfacher zu gestallten. Hier sind einige angeführt:

    Vorlagen, Slips, Windelhosen, Kondomurinale, Blasenkatheder

  • Spezialtampons bei körperlicher Belastung, Pessare zum Anheben der Blase

  • Trainingsutensilien für die Beckenbodenmuskulatur wie Biofeedbackgeräte oder Vaginalkonen (Gewichte die man zum Training in die Scheide einführt). Welches das passende Hilfsmittel für Ihre Beschwerden ist besprechen Sie bitte mit Ihrem/Ihrer behandelnden Arzt/ Ärztin bzw. Physiotherapeutin oder Osteopathin.

  • Medikamente (für nähere Informationen kontaktieren Sie bitte Ihren/Ihre behandelnde/n Arzt/Ärztin)

Sie haben es in der Hand – unsere effektivsten Übungen für Sie:

Für die nächsten beiden Übungen nehmen Sie bitte eine aufrechte Sitzposition ein und achten darauf, dass Ihre Füße guten Kontakt zum Boden haben.

  • „Kerne picken“ – Aktivierung des äußeren Beckenbodens

Aktivieren Sie Ihren Beckenbodenmuskel kurz und kräftig, als würden Sie Kirschkerne, Nüsse, Reis etc. mit dem Beckenboden aufpicken wollen. Stellen Sie sich vor, sie wollen die Öffnungen verschließen und den Harn verhalten. Achtung: Ihr großer Gesäßmuskel bleibt dabei locker.

  • „Beckenboden-Lift“ – Aktivierung äußerer und innerer Beckenboden

Spannen Sie Ihren äußeren Beckenboden wie bei der vorherigen Übung an und stellen sich vor, Sie würden eine Lifttüre schließen.

Nun aktivieren Sie zusätzlich Ihren inneren Beckenboden, indem Sie sich vorstellen, Sie fahren mit dem Lift nach oben Richtung Herz.

Halten Sie diese Anspannung für 2-3 Atemzüge. Dann fahren Sie mit dem Lift wieder ganz nach unten, öffnen die Lifttüren und entspannen den Beckenboden bewusst.

Auch die richtige Ernährung ist wichtig bei der Behandlung von Harninkontinenz

Bestimmte Nahrungsmittel können sich positiv oder negativ auf das Krankheitsbild auswirken. Deshalb ist es auch besonders für Menschen, die an einer Harninkontinenz leiden wichtig, sich mit ihrer Ernährung auseinander zu setzen.

Es ist sehr wichtig, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Mindestens 1,5 Liter pro Tag sollten es schon sein. Leider herrscht immer noch die Unsicherheit, dass zu viel Trinken den starken Harndrang auslösen würde. Zu wenig zu trinken, kann jedoch viel problematischer sein. Der Harn in der Blase wird dadurch konzentrierter und reizt die Schleimhaut, eine Entzündung kann die Folge sein. Wichtig ist aber zu beachten: Getränk ist nicht gleich Getränk! Kaffee, Alkohol und auch einige Tees wie schwarzer Tee oder welche die Brennnessel, Löwenzahn oder auch zum Beispiel Pfefferminz enthalten, können harntreibend wirken und die Symptome verstärken. Verzichten Sie auf scharfe Gewürze wie Chili, Rettich, Pfeffer oder Ingwer, da diese die Blase reizen können.

Verzichten Sie außerdem auf Spargel. Asparaginsäure, welche im Spargel enthalten ist, regt die Niere an und wirkt so harntreibend.

Lebensmittel die viel Säure enthalten, reizen die Blasenwand und regen die Tätigkeit der Blase an. Säurehaltig sind besonders Zitrusfrüchte.

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¹ http://www.urologisch.at/harnverlust.php, Berufsverband der österreichischen Urologen